Pelikan, der Kirchenfüller
Heiliger Bimbam: Katholisches Kabarett in Maria Hilf
Zu seinen Schäfchen sprach der katholische Kabarettist
Thomas Klumb als heiliger Bimbam.
Bild: hbz/Dieter Daichendt
Mainzer Allgemeine Zeitung vom 18.09.2002
fri. KOSTHEIM – Von Gottes Gnaden war der „Heilige Bimbam“ zu seinen Schäfchen hinab gestiegen, um zum 75-jährigen Bestehen der Pfarrei
Maria Hilf Ergötzliches aus Kirche und Welt zu berichten. Was bedeutet eigentlich Bimbam? Kurzer Hand folgte die
Erklärung von seiner Heiligkeit selbst. Bim stehe für die Bimmel und Bam für den Bammel, typisch eigentlich für die
Kirche: „Alles an die große Glocke hängen und dann, wenn es darauf ankommt, Bammel haben.“ Zahlreiche Besucher
waren nicht nur aus dem katholischen Lager zu gegen. Auch einige Protestanten lauschten dem in einem bunten
Florida-Hemdchen auftretenden Kabarettisten, der ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen der Kirche und ihren
Gläubigen sowie den Parteien mit einer Spur Sarkasmus und dem Gespür für Treffsicherheit gehörig die Leviten las.
So habe die Gemeinde Maria Hilf den Wechsel 1998 im Gegensatz zur CDU gut überstanden. Christ sei außerdem
nicht gleich Christ. „Nur, wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er in die Kirche geht, der irrt.“ Aus einem Menschen werde
schließlich auch kein Auto, wenn er eine Garage betrete. Gegen Roms rigorose Personalpolitik, an der die Ortskirchen nicht beteiligt würden, könne
man sich durchaus durchsetzen. Schon Asterix und Obelix hätten sich gegen die Römer
behauptet. Die Kirche sei doch wie ein PC. „Am Anfang war das word.“ Sünden kurz bestätigen
und löschen, ganz einfach. Und dies in einer Kirche, die von Lebendigkeit spreche,
wenn beim Gemeindefest hohe Erlös erzielt würden.
Was folgte, war eine kurze Werbeunterbrechung, das Honorar sei irgendwie doch ein bisschen
knapp bemessen. Die Bibel 2.0 gebe es jetzt bereits auf CD-Rom, so erfuhr man. Mit
komplettem dritten Teil und der Erweiterung für Kinder, in der Autogramme gar von Madonna
enthalten sind, eine empfehlenswerte Investition. Für Pfarrer, deren Ministranten 50
Prozent der Gottesdienstbesucher ausmachten, könne nun Abhilfe geschaffen werden,
verkündete der Kabarettist: Pelikan, der Kirchenfüller sei allzeit bereit.
Wer Probleme so anzusprechen vermag, muss eine Kenner der Szene sein. Der Heilige
Bimbam alias Thomas Klumb ist im wirklichen Leben Ordinariatsrat und hat seine Zeit als
Pastoralreferent in der Gemeinde Sankt Kilian verbracht. Als Hofnarr, der auf der Bühne
Immunität genießt, will er irritieren und Wege eröffnen. Seit zwölf Jahren ist er als Kabarettist
tätig, zuerst im Duett und nun seit zwei Jahren solo. „Natürlich ist dies auch ein Ventil
für mich“, räumt der Kirchenmann ein. Er fände bei seinen Auftritten viel Zustimmung, die
war auch bei seinem Auftritt bei Maria Hilf größtenteils zu verspüren, aber es käme auch
schon vor, dass Briefe an die Bistumsspitze adressiert würden. Er habe sich seinen eigenen
Codex entworfen, Probleme zur Sprache zu bringen, ohne jemanden zu beleidigen
und ohne sich der Gotteslästerung oder Irrlehre zu bemächtigen. Die Kirche habe einen
Nachrichtensender namens „Ecclesia Vision“ und Galilei Recht gehabt, die Erde sei eben
keine Scheibe, sondern tatsächlich rund.
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